Nach mehreren Gesprächen war klar, dass es zu einer Beendigung des Dienstverhältnisses kommen wird, da er nicht in ein anderes Bundesland ziehen wollte. Hier war es wichtig, dass er sich seiner Rechte (besonderer Kündigungsschutz, Inhalt seines Arbeitsvertrages) bewusst war und als gleichwertiger Partner in die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber gehen konnte. Dafür wurde gemeinsam sein Arbeitsvertrag angesehen und Herr S. zu Gesprächen mit der Gewerkschaft und dem Betriebsrat des Unternehmens begleitet. Dann kam es zu einem Gespräch mit dem Arbeitgeber und dessen rechtlichen Vertretung, um die Kriterien für eine Auflösung des Dienstverhältnisses zu besprechen.
In weiterer Folge mussten Termine mit dem AMS, der AMG (wegen einer neuen Ausbildung oder eines Kurses) und dem BfI angebahnt und organisiert werden. Für die Gespräche war es wichtig, dass der Klient Gebärdensprachdolmetscherinnen oder Gebärdensprachdolmetscher hinzuzog. Das war er bis dato nicht gewohnt, da er immer versuchte, alles alleine zu schaffen. Mittlerweile schätzt er die Unterstützung durch Dolmetscher und Dolmetscherinnen sehr.
Mit dem Kooperationspartner KommBi kam es auch zu einer Vernetzung. Hier bekam Herr S. Lernunterstützung für die Ausbildung am Bfi, er machte dort den ECDL Führerschein und in weiterer Folge nahm er auch an der Bewerbungswerkstatt teil. Mit einem weiteren wichtigen Kooperationspartner, der Beratungsstelle für Gehörlose und Dolmetschzentrale war eine Zusammenarbeit notwendig, damit die Finanzierung der Dolmetscher und Dolmetscherinnen für die Ausbildung genehmigt wurde. Während dieser Zeit gab es mit arbas Tirol regelmäßige Gespräche in Gebärdensprache.
Nach seiner Ausbildung war der neue Auftrag die Unterstützung von Herrn S. bei seiner Jobsuche. Hier machte er alles selber, was er auch selber tun konnte. Stellen suchen, Bewerbungen schreiben und an die Unternehmen senden und Ähnliches konnte Herr S. selbständig machen. Die Unterstützung der Arbeitsassistenz bestand darin, verschiedenste Firmen telefonisch zu kontaktieren und Herrn S. vorzustellen bzw. nachzufragen, ob sie Bedarf an neuen Mitarbeitern mit seinen Qualifikationen haben. Auch zu seinen AMS Terminen wurde Herrn S. von einer arbas-Mitarbeiterin begleitet und diente ihm als Kommunikationsunterstützung.
Als ein großes Unternehmen Interesse zeigte, wurde dort das Angebot von Arbas und Herrn S. vorgestellt. Man konnte auch das Unternehmen vor Ort besichtigen und mögliche Arbeitsbereiche vorab besprechen. In weitern Unternehmensterminen wurde über die mögliche Realisierung einer passenden Arbeitsstelle gesprochen. Dies wurde so gestaltet, dass die Gehörlosigkeit von Herrn S. keine Rolle spielt und nicht zur Barriere wird. Parallel dazu hat sich arbas Tirol mit dem AMS vernetzt, um abzuklären, welche Förderungen und Integrationsmaßnahmen möglich sind.
Nach dem erfolgreichen Vorstellungsgespräch (im Beisein eines Gebärdensprachdolmetschers) startet in Kürze ein einmonatiges Arbeitstraining in diesem Unternehmen und wenn alles gut läuft, kommt es danach zu einem Dienstvertrag. Jetzt heißt es Daumen halten, ob das Ganze auch letztlich erfolgreich wird.